Ich bin kein Roboter!

Bin ich denn ein Roboter? Eigentlich ja nicht, doch oft fühle ich mich so. Wie ein Roboter, der nicht gut genug ist.

Immer und überall abrufbar sein, jeden Test auf eine Eins schreiben, alle Hausübungen zeitgerecht erledigen, ja keine Fehlstunden in der Schule haben, mich an etlichen Projekten beteiligen, und dann wird mir auch noch die Frage gestellt, warum ich mich so wenig sozial engagiere, warum ich keine Zeit zum Ausgehen habe und warum ich denn keinen Sport treibe. Ich selbst stelle mir sogar noch eine Menge weiterer Fragen: Wann habe ich Zeit zum Essen? Wann muss ich schlafen gehen, damit ich wenigstens sechs Stunden Schlaf bekomme? Und wann kann ich endlich einmal wenigstens nur für 10 Minuten abschalten?

Das Resultat aus all dem ist Stress! Und leider sprechen wir hier nicht von positivem Stress, der uns zu Höchstleistungen antreibt, sondern von negativem Stress, der uns auf Dauer kaputt macht. Auch wenn ich das eigentlich nicht möchte, habe ich mir schon öfter gedacht, ob es nicht besser wäre, ein Roboter zu sein. So würde ich wenigstens dieses grausame Gefühl, das sich Stress nennt, nicht fühlen.

Mir kommt es so vor, als würden die Menschen in der heutigen Zeit am liebsten nur Roboter zur Welt bringen, wenn das denn funktionieren würde. Jeder muss, vor allem im heutigen Schulsystem, immer Bestleitungen erbringen und immer und überall 100 Prozent geben. Zeit für die eigenen Hobbys und für Entspannung bleibt einem fast gar nicht mehr. Der Druck in der Schule ist so hoch, dass Schülerinnen und Schüler viele ihrer Freizeitaktivitäten streichen müssen, um genügend Zeit zum Lernen zu haben. Ich zum Bespiel habe mit meinem Trompeten-Unterricht aufhören müssen, da mir vorne und hinten keine Zeit mehr zum Üben blieb. Außerdem sind meine Schultage an der BHS ohnehin immer so lange, dass ich nicht einmal mehr einen freien Termin zur Verfügung hätte, um zur Trompetenstunde zu gehen. Auch für Freunde und Familie bleibt häufig nur ganz wenig Zeit.

Mein Tagesablauf ist traurigerweise immer derselbe: aufstehen, zur Schule gehen, lernen, essen, Hausübungen machen und schlafen gehen. Das war’s. Trotzdem – obwohl ich schon all meine Hobbys aufgrund der Schule gestrichen habe – weicht dieses eine ekelhafte Gefühl nicht von meiner Seite, sondern wird von Tag zu Tag immer stärker. Dieses Gefühl, welches mir so viel Angst einjagt, dass es mich irgendwann mal einholen wird. Ich denke mir jeden Tag, wie es dann später an der Uni oder im tatsächlichen Arbeitsleben sein wird, wenn ich jetzt mit meinen jungen 18 Jahren schon so unter Stress leide. Eines weiß ich: Ich habe Angst vor der Zukunft, Angst davor, später einen Beruf zu haben, der meinen Stressfaktor steigert, Angst davor, dieses Stressgefühl nicht wegzubekommen.

Der Stress wirkt sich ja nicht nur psychisch aus. Nein, er hat auch körperliche Folgen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass Stress den Körper zerstört. Ich war aufgrund von Kieferproblemen und Rückenschmerzen schon im Krankenhaus, um nach einer Ursache zu suchen. Dort wurde mir erklärt, dass ich mich in der Nacht sehr stark zusammenkrampfe, weil mein Körper anscheinend versucht, den ganzen Stress nachts zu verarbeiten. Dadurch werden die Schmerzen, denen ich täglich ausgesetzt bin, ausgelöst. Mit 18 Jahren schon Rückenschmerzen zu haben, ist echt bitter.

Der Krankenhausbesuch hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich habe mir schließlich geschworen, jeden Tag etwas für mich zu tun, auch wenn es nur 10 Minuten sind, die ich mir nur für mich nehme. Ich versuche, so oft es geht, spazieren zu gehen oder ein bisschen Sport zu machen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, mich öfter mit Freunden zu treffen. Vielleicht schließe ich mich auch einem Verein an. Ich will auf jeden Fall nicht mein ganzes Leben der Schule oder dem Arbeitstag widmen, denn dafür lebt man nicht.

Ich bin der Meinung, dass wir dafür leben, um zu reisen, um Spaß zu haben und um Besonderes zu entdecken. Wir leben, um Freunde zu treffen, um neue Bekanntschaften zu schließen und um ganz viele verschiedene Erfahrungen zu machen. Wir leben um zu leben!

Euch geht es manchmal genauso wie mir? Ihr bekommt auch oft keine Luft mehr, weil ihr so viel Druck in euch und um euch herum spürt? Ich habe erst reagiert, als mein Körper begonnen hat sich zu melden. Lasst es nicht so weit kommen! Lebt! Lebt jeden einzelnen Tag und schiebt dieses ekelhafte Gefühl von Stress einfach mal beiseite!

Wir sind keine Roboter, die programmiert worden sind, um alles so zu machen, wie andere es gerne hätten. Wir sind Menschen und wir müssen nicht „funktionieren“. Wir sollten leben!

0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.