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Der perfekte Lehrer

Nachtrag zu unserem Sommer EDUTalk am 12. 06. 2015. Die perfekte Lehrerin beziehungsweise der perfekte Lehrer aus der Sicht von Schülerinnen und Schülern.

Der perfekte Lehrer

Wenn ich mir einen Lehrer wünschen dürfte, würde ich mir jemanden wünschen, der mich nimmt, wie ich bin, und nicht versucht, mich zu verändern. Der mich unterstützt, anstatt mich fallen zu lassen. Der mir eine zweite Chance gibt … und, wenn es sein muss, auch eine dritte oder vierte, weil keiner von uns perfekt ist und weil ich immerhin noch ein Kind bin.

Ich würde mir einen Lehrer wünschen, der sich für meine Träume und verrückten Ideen interessiert. Jemanden, der meinen Vornamen weiß, weil ich keine Nummer bin. Jemanden, der in meinen Fehlern eine Möglichkeit sieht. Jemanden, der mir hilft, über mich selbst hinauszuwachsen, anstatt mich hinunterzudrücken. Jemanden, der mich dazu animiert, selbst Probleme für Lösungen zu entwickeln, anstatt die Lösungen anderer wiederzugeben.

Jemanden, der mich ab und zu fragt, wie es mir geht und ob alles in Ordnung ist. Jemanden, der sich für mich einsetzt, anstatt mich aufzugeben. Jemanden, der gemeinsam mit mir lachen kann. Jemanden, der nicht perfekt ist, damit ich nicht den Druck verspüre, ebenfalls perfekt sein zu müssen.

Wenn ich mir einen Lehrer wünschen dürfte, würde ich mir jemanden wünschen, der sich darüber freut, wie ich mich entwickle, und der in mir das sieht, was ich bin – die Zukunft!

Einmal Bildungsrevolution bitte!

Aufgrund des stetigen und zugleich schnellen Wandels, dem unsere Gesellschaft unterworfen ist, sind wir mehr denn je dazu aufgefordert uns laufend weiterzuentwickeln. Erst mit dem richtigen „Werkzeug“ und den dazugehörigen Kompetenzen können wir den Anforderungen der Gegenwart und den Herausforderungen der Zukunft, die sowohl an uns als Einzelperson als auch an die Gesellschaft gestellt werden, gerecht werden. Es bedarf großer Ideen, innovativer Strategien und neuer Konzepte, um unser „Überleben“ als Individuen und als Gemeinschaft zu sichern.

Der Institution Schule, einer der wesentlichsten Stationen in unserem Leben, kommt in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle zu. Wie Schule und Lernen in den 9 oder 12 beziehungsweise 13 Jahren erlebt werden, prägt unsere persönliche Einstellung und Haltung gegenüber Bildung und Leistung für den Rest unseres Lebens.

Was Bildung tatsächlich bedeutet, wird besonders seit ein paar Jahren wieder oft und heiß diskutiert. Begleitet von Diskussionen zur Ganztagsschule, zu Individualisierung und Differenzierung oder auch zu einer schon lange geforderten Reduktion der Schülerzahl pro Klasse, gehören die Einführung einer standardisierten Reife- und Diplomprüfung für alle österreichischen Lernenden in AHS und BHS, die Umgestaltung der Hauptschulen zu Neuen Mittelschulen sowie die dem Bildungs-Monitoring dienenden bundesweit durchgeführten Bildungsstandards-Überprüfungen auf der 4. und 8. Schulstufe zu den aktuellsten und weitestgehenden Änderungen in unserem Schulsystem.

Obwohl alle diese Ansätze wertvoll sind und durchaus zu einer Qualitätssteigerung des Unterrichts beitragen können, sind wir von einer guten und nachhaltigen Lösung noch weit entfernt. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die einzelnen Stückwerke von Bildungsreformen – wenn auch gut gemeint und grundsätzlich sinnvoll – selten den erwünschten Effekt gebracht haben. PISA und andere internationale sowie nationale Tests beweisen immer wieder aufs Neue, dass viele unserer Lernenden, unabhängig von Alter und Schulstufe, eklatante Schwächen in Bezug auf grundlegende Kompetenzen wie beispielsweise das sinnerfassende Lesen haben. Mögen diese Schwächen in der Schule häufig folgenlos bleiben, so können sie vor allem in der Arbeitswelt oder auch im Bestreben einen bestimmten Bildungsweg einzuschlagen zu Schwierigkeiten führen. Noch viel problematischer als die schwach ausgeprägte Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz junger Menschen ist ihre teilweise auf negativen Schulerfahrungen begründete gleichgültige Haltung gegenüber ihren eigenen Kompetenzen beziehungsweise gegenüber Bildung und Arbeit. Diverse Reformen werden an dieser Situation wenig ändern.

Was unser System benötigt, ist vielmehr eine Bildungsrevolution. Lehren und Lernen müssen völlig neu definiert werden.